Web-Design - Meine Position

12.03.2000

Web-Design und -Layout ist interdisziplinäre Arbeit irgendwo im Minenfeld zwischen Informatik und Design. Von technikorientierten Menschen (Informatikern?) erfunden, die keine Ahnung von Design hatten. Von (Werbe-)Designern aufgegriffen und für ganz andere Zwecke ge(miß-?)braucht, als die ursprünglichen Entwickler sich vorgestellt hatten. Entsprechend verschieden sind die Herangehensweisen, entsprechend verschieden die Einflüsse auf die weitere Entwicklung.

 Ich bin im Grunde Anhänger der Ideen, die der Designer David Siegel, Mitglied des W3C-Konsortiums und Autor sehr interessanter Bücher über Web-Design, massiv bekämpft: Ich will eine Seite strukturell beschreiben, um die Details soll sich der Rechner kümmern. Ein herausragendes Vorbild für diesen Stil ist das über 20 Jahre alte Textsatzprogramm TeX mit seinen Erweiterungen, z.B. LaTeX2e, welches zwar kein WYSIWYG, dafür aber im Ergebnis optimalen Textsatz bietet und im universitär-technischen Bereich nach wie vor praktisch konkurrenzlos ist.
      Leider gibt es weder eine Web-Sprache noch ein Anzeigewerkzeug in auch nur annähernd vergleichbarer Qualität. Im Kampf zwischen verschiedenen Fraktionen mit ihren Interessen und Vorstellungen (Browser-Hersteller, Designer, Informatiker) sind zwar eine Reihe von Sprachen entstanden (HTML, D-HTML, JavaScript, XML, etc), die viele über reinen Textsatz hinausgehende Forderungen adressieren (insb. Multimedialität und Interaktivität durch dynamisch sich verändernde Elemente), aber sie sind allesamt Krampf. Weder haben sich ihre Schöpfer so ausgiebig bei Designern informiert wie D.Knuth, Schöpfer von TeX, bei Textsetzern, noch setzen die Browser den Code so um, daß man sich dran freuen kann.
     D.Siegel kämpft an vorderster Front für absolute und pixelgenaue Kontrolle des Designers als Antwort auf die schlechte Qualität der zur Verfügung stehenden Mittel. Nach meiner Meinung ist dies eine für einen Designer verständliche, aber letztlich kontraproduktive Forderung: Er will als Künstler absolute Kontrolle über die Details, ich sehe als Informatiker den Rechner als ein Arbeitsmittel, das mich von den Details abschotten soll, zumindest auf Gebieten, wo in herausragende Software gegossenes Fachwissen bessere Ergebnisse liefern sollte als mein eigenes laienhaftes Probieren.

Dennoch baut alle Welt Web-Pages, als gebe es kaum etwas Dringenderes. Informatiker, Designer, Laien. So auch ich, durchaus auch im Auftrag. Meine eigenen Seiten benutze ich als Experimentierfeld und freue mich über Feedback.
      Ich verwende bewußt verschiedene Designs für verschiedene inhaltliche Bereiche (Entry, Aikido, Xyllomer, Klettern), um jeweils eigene abgegrenzte Komplexe zu schaffen. Dabei gilt immer die Maxime: Form follows function, Gimmicks sind mein Ding nicht, überflüssige graphische Belästigungen werden niemandem zugemutet: Wichtig ist, daß die Texte rüberkommen, die Bilder sind Beiwerk.
      Jeder Designer wird aufschreien bei dieser Auffassung, und tatsächlich muß ich den Designern insoweit recht geben, als ich mit dem Aussehen meiner eigenen Seiten bei puristisch struktureller Seitenbeschreibung nicht zufrieden bin. Die zur Verfügung stehenden Mittel sind einfach nicht ausreichend, man ist gezwungen zu tricksen, abzuweichen von der reinen Lehre.

Mein Credo lautete lange Zeit:

Jeder kennt die eigene Rechner-Ausstattung am Besten, es ist unmöglich, Web-Seiten auf alle Systeme im Netz zu optimieren. Ich gehe daher davon aus, daß die Leser ihre Browser nach ihrem eigenem Gefallen und entsprechend ihrer eigenen Hard- und Software konfiguriert haben - schon das Standard- Layout der verschiedenen Browser unterscheidet sich genügend, daß exakte Positionierungen nicht generell beschreibbar sind. Web-Seiten sollten flexibel genug gehalten sein, diese Vorgaben anzunehmen, deswegen gebe ich meist keine ferngesteuerten Schriften und keine Hintergründe vor, die diese Defaulteinstellungen überschreiben und möglicherweise zu schwer lesbarem Text führen. Meine Seiten auf jeden beliebigen Browser in jeder beliebigen Version zielgerichtet zu optimieren, weigere ich mich entschieden.

Meine persönliche Empfehlung ist eher schlicht - allerdings setzt sie Hardware voraus, die diese Eckdaten flimmerfrei und scharf rüber bringt. Zwingen will ich dazu niemanden:

  • Weißer Hintergrund, schwarzer Text,
  • eine Schrift mit Serifen, z.B. aus der Times-Familie, 12pt, der besseren Lesbarkeit wegen,
  • 65K Farben für die Bilder,
  • hohe Auflösung (min. 1024x768, eher mehr)

Doch die Welt ist anders. Kaum ein Mensch macht sich die Mühe, default-Schriften, -Hintergründe, etc. auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen; daher sehen Seiten, die die Defaultwerte adoptieren, oft einfach nur schlecht aus.

Seit mir dies klargeworden ist, überarbeite ich meine Seiten gelegentlich. Wann immer ich neue Einsichten über Design gewinne, wann immer ich eine brauchbare Gestaltungsidee (und etwas freie Zeit) habe, baue ich irgendwo etwas um. Ich beziehe immer mehr Grafiken in meine Seiten ein, benutze sie als Steuerelemente, baue Hilfsmaßnahmen ein für Dinge, die eigentlich die Browser selbst erledigen sollten.
      Seebehinderte und Blinde sollen meine Seiten lesen können (Rückmeldung erwünscht!). Handy-Besitzer werden aber keine WAP-fähige Version erhalten, meine Textmassen liest eh niemand freiwillig auf diesen winzigen Displays.
      Vieles ist bekanntermaßen browser-abhängig. Das wäre (siehe obige Argumentation) nicht weiter schlimm, wären die Browser besser - leider bekleckert sich aber sich keiner der Browser mit Ruhm, weder beim Anzeigen des Gesamtlayouts noch typograpisch. Beim Ausbessern der Browsermacken auf die unzähligen Versionen und Subversionen der verschiedenen Browser jeweils einzugehen, werde ich aber unterlassen (es sei denn, ein Kunde besteht darauf und ist bereit, den Mehraufwand zu honorieren), obwohl das für einen perfektionistischen Designer praktisch unerläßlich ist.
      Bilder farblich für's WWW zu optimieren, erscheint mir als vergebliche Mühe: Meine Bilder sind am gleichen Monitor je nach verwendeter Grafikkarte blau- (Matrox Millenium I) oder rotstichig (ATI Rage Pro Xpert@Play), auf den alten SUNs in der Uni z.T. völlig fehlfarbig, auf MACs sehen sie wieder anders aus - wie soll man da optimale oder auch nur brauchbare Farbtemperaturen und -sättigungen erreichen für alle Maschinen im Web?

Die einzige echte Voraussetzung zum Lesen meiner Seiten: Ein HTML 4.0-fähiger Browser, z.B. NetScape ab Version 3.0 oder IE ab Version 4.0 (sorry, Opera beherrscht bis jetzt nur HTML-3.2, auch der Next-Browser könnte Schwierigkeiten machen). JavaScript einzuschalten, macht meine Seiten bunter, sie können aber auch komplett ohne JavaScript gelesen und zugegriffen werden.

Zum Schluß eine nach Tools geordnete Liste von animierten Sites, die mich ansprechen. Es sind noch nicht viele, die mich beeindruckt haben ...

  1. Flash
    1. Vivian
      Noch im Aufbau. Eine schöne Site, man beachte die Erklärung zu ihrem Namen, dann erkennt man, warum sie gerade dieses Motiv wählt.
      Eine Idee für mich? Metapher 'Eichenlaub' ... Navigation per Baum, Zweig oder Blatt vielleicht?
  2. ShockWave
  3. Director
  4. DB-generiert